Ist die Persönlichkeit veränderbar?

27.02.2022

Der Krieg ist ja weit weg
Trügerische Sicherheit

Krieg in Europa. … Und ganz ehrlich? Wir sind ja unter uns… Ich bin total froh, dass ich in Süddeutschland lebe.Kiew liegt von Denkingen in weiter Ferne. Über 2.000 Kilometer zwischen hier und dort …Und Moskau ist sogar noch weiter weg – bis dorthin sind es immerhin 2.500 Kilometer. Ungefähr. Wobei … nach Wuhan sind es auch weit über 9.000 Kilometer. Und wie schnell doch war dieser verflixte kleine Virus  da und hat die Welt still gelegt. Unsere Welt. Warum sollte es also bei einem kleinen verflixten Männlein namens Putin anders sein? Wobei ich damit übrigens nicht die körperliche Größe von 1,70 m meine. Lawrow ist immerhin 1,88 m, aber vermutlich noch kleiner als Putin.

Über kleine Männer, Soziopathen und Psychopathen

Das skrupellose Vorgehen weißt auf Soziopathen hin. Wenn nicht sogar Psychopathen. Gepaart mit einer überdimensional großen Portion Narzissmus: Selbstverliebtheit und Eitelkeit. Das sichtbar übersteigerte Selbstwertgefühl der beiden – auch dicke Eier genannt – unterstreicht meine laienhafte Ferndiagnose…

Soziopathen und auch Psychopathen handeln ohne Empathie. Ohne Schuldbewusstsein. Ohne Reue. Ohne Moral. Was alle Soziopathen und Psychopathen dieser Welt vereint ist die Rücksichtslosigkeit und die Gewaltbereitschaft anderen gegenüber. Alles entspringt jedoch einer einzigen Quelle: einem vernichtend kleinen Selbstwert. Der jedoch zur Gefahr für alle werden kann.

Ungute Erinnerungen an einen anderen kleinen Mann kommen hoch: 1,75 m und geschätzte 65 bis 80 Millionen Todesopfer auf dem Gewissen. Wobei „Gewissen“ als Begriff nicht stimmt. Solche Menschen haben kein Gewissen. Sonst würden sie nicht so handeln, wie sie handeln. Dass die Todesopfer „auf sein Konto“ gingen, kann ich aber auch nicht schreiben. Weil es sich nicht um ein „Vermögen“ handelt. Sondern um ein Unvermögen. Ein Unvermögen zur Einsicht, dass das, was er zu verantworten hat, abgrundtief schlecht war. Bösartig… Ich kann mir nicht vorstellen, dass der liebe Gott ihn durchgewunken hat…

Der Unterschied zwischen
Soziopathen, Psychopathen und Narzissten

In den Medien und im sprachlichen Gebrauch werden die Begriffe „Soziopathen, Psychopathen und Narzissten“ häufig synonym verwendet und komplett durcheinander geworden. Das kann ich auch gut nachvollziehen. Schließlich sind diejenigen, die diese Wörter dann verwenden, keine Experten. Sie möchten mit ihrer Begriffswahl einfach nur ausdrücken, dass es sich um rücksichtslose und gefühlskalte Menschen handelt.

Aus psychologischer Sicht ist es jedoch nicht so einfach. Auch wenn ich selbst Psychologie studiert habe, so habe ich auf diesem Bereich keine Expertise aufgebaut. Trotzdem versuche ich mal, mal ein bißchen Lichts ins Dunkle zu bringen.

Ein Unterschied zwischen Soziopathen und Psychopathen ist, dass die zuerst genannten meistens noch irgendein Maß an Empathie haben. Zumindest ein klitzekleines. Ein Psychopath hingegen hat Null Einfühlungsvermögen. Man kann also sagen, dass die Psychopathie eine schwere Form der Soziopathie ist. Beide Formen zählen zu den dissozialen Persönlichkeitsstörungen.

Narzissten hingegen haben nicht zwangsläufig eine psychische Störung. Narzissmus ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die sich in überhöhter Selbstliebe und Eitelkeit äußert. Die Eigenschaft selbst ist aber noch nicht krankhaft. Auch ich mag mich gerne und bin durchaus eitel.

Kann sich Putin ändern? Meine Meinung? NEIN! 

Die dissoziale Persönlichkeitsstörung wird von Fachleuten auch antisoziale Persönlichkeitsstörung  genannt. Sie ist eine schwere und potenziell gefährliche Störung und bis heute nicht wirklich behandelbar. Warum? Ganz einfach. Weil die Betroffenen keinen Grund sehen, warum sie sich oder ihr Verhalten ändern sollten.

Oder anders gesagt: Menschen wie Du und Ich haben einen Leidensdruck, wenn wir körperlich oder aber auch psychisch erkranken sollten. Dann gehen wir zum Arzt. Oder zum Therapeuten.  Psychopathen empfinden jedoch keinerlei Leid. Sie lügen und versuchen, ihre Mitmenschen zu manipulieren. Dies und die Gefühllosigkeit anderen Menschen gegenüber machen eine vertrauensvolle Beziehung zu einem Therapeuten, die für den Erfolg einer Behandlung entscheidend wäre, unmöglich.

Das bedeutet aber auch, dass es unmöglich, sie an einen Verhandlungstisch zu rufen, um über Diplomatie mit ihnen zu reden. Wobei … Jetzt wisst Ihr ja um die manipulativen Verhaltensweisen eines Psychopathen… Wenn Putin an den Verhandlungstisch kommt, so würde ich keinem seiner Worte trauen. Keinem einzigen.

Woher kommt die dissoziale Persönlichkeitsstörung? 

Alles nur auf eine misslungene Kindheit zu schieben, das greift zu kurz. Die Experten haben nachgewiesen, dass es ein Zusammenspiel von biologischen Faktoren und von Umwelteinflüssen ist.

  • Vererbung. Bei eineiigen Zwillingen zum Beispiel tritt die Störung häufiger auf, als bei zweieiigen. Das weist darauf hin, dass die Störung teilweise vererbt wird. Fakt ist, dass es um Putins Herkunft widersprüchliche Geschichten gibt. Herauszufinden, ob es in seiner biologischen Ursprungsfamilie eine Veranlagung dazu gab, wird wohl nicht mehr möglich sein.
  • Hormone. Im Gehirn von Psychopathen ist nur ein niedriger Serotonin-Spiegel vorhanden. Serotonin ist das sogenannte Glückshormon. Putin scheint also kein Spaß im Leben zu haben. Armer Mensch.
  • Gehirn. Putins Gehirn wird auf Bilder, auf denen das Leid der Menschen zu sehen ist, nicht reagieren. Wissenschaftler haben entdeckt, dass das Gehirn von Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung auf Bilder, auf denen Gewalt zu sehen ist, anders reagiert als das von normalen Menschen. Während bei dir und bei mir bei einer Schmerzwahrnehmung und Mitgefühl die sogenannte Inselrinde aktiviert wird, ist bei Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung die Inselrinde kaum oder gar nicht aktiv.
  • Herkunft. Und dann wäre da noch der familiäre Faktor. Soziopathen und auch Psychopathen wurden in der Kindheit häufig selbst Opfer einer traumatischen Gewalterfahrung. Aufgrund dieser Erfahrungen wurden die Betroffenen mit der Zeit unsensibel gegenüber Gewalt. Aber auch Kinder, die nur wenig Zuwendung von ihren Eltern erfahren haben oder deren n Eltern selbst ein antisoziales Verhalten zeigten, entwickeln häufiger eine dissoziale Persönlichkeitsstörung. Wenn Eltern positives Verhalten ihrer Kinder nicht beachten und kleine Zuwiderhandlungen aber sofort und vor allem übermäßig bestrafen, stehen die Zeichen auf einer Entwicklung einer entsprechenden Störung. Solche Kinder lernen, dass sie nur dann Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie sich schlecht benehmen. Sind sie brav, werden sie hingegen vernachlässigt.… und Putin ist sich gerade der Aufmerksamkeit der ganzen Welt gewiss…

Ist die Persönlichkeit eines Menschen veränderbar? 

Ich wage mich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich für Putin diese Frage mit: Nein! Seine Persönlichkeit ist nicht veränderbar. Darin sind sich wohl die meisten Experten einig. Ansonsten aber ist die Wissenschaft sich nach wie vor uneins, ob die Persönlichkeit von Menschen ab einem bestimmten Alter prinzipiell noch veränderbar ist. Es wird unterschieden zwischen stabilen Persönlichkeitsmerkmalen und veränderbaren. Vermutlich ist es eben ein klassisches „Sowohl-als-auch“. Es gibt Anteile, die lassen sich verändern und es gibt bestimmte Aspekte, die lassen sich eben nicht verändern.  Ich mag Euch jetzt auch nicht in die Weiten der Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie einweihen. Das würde den Rahmen sprengen. Aber ich möchte versuchen,  Euch drei wichtige Aspekte als Faustregel mit auf den Weg zu geben.

Erstens: Die Entwicklung unserer Persönlichkeit ist meist in einem frühen Alter von ca. 10 bis 12 Jahren im Kern gefestigt. Wer in diesem Alter als Kind schon eher zurückhaltend war, der wird es meist im späteren Alter auch sein. Und wenn diese Person dann eines Tages hochbetagt sein wird, so ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass aus dem „zurückhaltend“ ein „zurückgezogen“ wird. Wir Psychologen nennen das „akzentuierte Persönlichkeit“ – wenn sich das, was früher schon da war im Alter verstärkt. Wer früher zum Beispiel sparsam war, der könnte im Alter geizig sein. Wer sich früher schon schwer getan hat, Menschen zu vertrauen, der könnte im Alter argwöhnisch werden. Und wer als Kind schon extrem korrekt war, der könnte im Alter ein Korinthenkacker werden. Die Liste der Persönlichkeitsmerkmale ist scheinbar unendlich und jeder von Euch kann sich selbst die Antwort geben, wie er vermutlich im Alter werden wird. Ich werde höchstwahrscheinlich in Richtung „rechthaberisch“ gehen, weil ich schon als Kind glaubte, viele Dinge besser als die Erwachsenen zu wissen. Gleichzeitig werde ich aber auch in Richtung „vertrauensselig“ mich entwickeln, weil ich den Menschen schon immer gerne mein Vertrauen geschenkt habe. Letzteres Persönlichkeitsmerkmal der Vertrauensseligkeit finden wir übrigens häufig bei älteren Menschen, die auf den Enkeltrick hereinfallen.

Zweitens: Ihr solltet außerdem wissen, dass sich die Persönlichkeit durch ein emotional starkes Ereignis verändern kann. Ich habe ja gerade erzählt, dass ich eher „vertrauensselig“ war. Das bin ich in der Tat seit dem Einbruch in meiner Wohnung damals nicht mehr. Was damals passiert ist, das könnt ihr HIER nachhören.

Drittens: Über diverse Trainingsansätze kann man unliebsame Verhaltensweisen, die mit einer bestimmten Persönlichkeit einhergehen, wegtrainieren. Als Kind musste ich zum Beispiel immer mitplappern, wenn sich andere unterhielten. Heute kann ich durchaus die Klappe halten. Zugegeben – das fällt mir immer noch schwer, aber ich habe es mir leicht gemacht. Ich habe mir einen Beruf ausgesucht, in welchem ich für mein Reden bezahlt werde. Und für meine Neugier auch. Ich darf also ganz legitim Fragen stellen und Mitreden.

Es ist die Haltung, die veränderbar ist …

Die meisten von Euch kennen mich ja nun schon ein bisschen. Mir persönlich ist es enorm wichtig, dass Menschen für sich selbst einstehen. Andauernd ermutige ich mein Umfeld dazu, für sich Verantwortung zu übernehmen.

In Zeiten eines Krieges, der auf der Landkarte keinen Katzensprung weit weg ist und bereits jetzt Einfluss auf unser Sicherheitsgefühl und Lebenswert hat, ist es meiner Meinung wichtiger als je zuvor, auf sich und seine inneren Stimmen zu hören. In den letzten Jahren haben mir diese Stimmen zugerufen, dass nun endlich „Ich“ mal dran bin. Heute – Ende Februar – rufen sie mir etwas ganz anderes zu:

„Zeig Flagge Tanja! Leg die Angst zur Seite. Und stehe für den Frieden auf und ein!“

Auch wenn andere mich als mutig beschreiben würden, so sehe ich mich häufig selbst anders. Eher als feige. Meine innere Haltung zu solchen gesellschaftlichen Konflikten in der Gesellschaft fernab von Europa: wahrnehmen, aber nichts unternehmen. Das ändert sich bei mir gerade. Wie eingangs geschrieben – die Ukraine ist keine 2.000 Kilometer entfernt. Ich kann den Krieg vor unserer Tür nicht einfach nur mehr „wahrnehmen und hinnehmen“. Meine inneren Stimmen rufen mir zu, dass ich mutig meine Meinung zeigen muss. Ich weiß nicht, ob ich auf die Straße zum Demonstrieren gehe. Wohl eher nicht. Das war noch nie meines.

Aber ich kann meine Meinung mit Blogbeiträgen wie diesen zum Ausdruck bringen. Auch wenn ich riesige Angst davor habe, dass mich Putins Auge sieht. Und seine Gehilfen mit einem Hackerangriff einen Teil meiner Basis zerstören. Ich bin aber inzwischen felsenfest davon überzeugt, dass jeder einzelne von uns nun gefordert ist, auf seine ganz eigene Art und Weise zu zeigen, wie wichtig ihm oder ihr der Frieden ist. Und dass Soziopathen, Psychopathen und Narzissten nicht unser Leben bestimmen dürfen. Und erst Recht nicht das von unseren Kindern und Kindeskindern. Hinschauen! Und für sich, die Demokratie und die Freiheit einstehen. Auch wenn das „Wegducken“ erstmal wie der einfachere und bequemere Weg aussieht. Er wird nicht derjenige sein, der uns unsere Demokratie und Freiheit erhalten wird.

♥ ♥ ♥

PS – Postskriptum

Wie sieht es bei dir aus? Was rufen dir deine Stimmen in Sachen Krieg in der Ukraine zu?

Denk mal drüber nach …

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